Patienten-Fragen

Ich gehe nicht gerne zum Arzt. Nie. Für nichts. Wegen allem. Ist so. Da bin ich wohl typisch Mann. Untypisch Mann bin ich aber, WENN ich beim Arzt bin. Ich rede nämlich sehr gerne, vor allem habe ich immer verdammt viele Fragen. Mir ist es auch ein Rätsel, dass manche nicht viele Fragen haben, schließlich geht es doch um das Wertvollste, was man hat: Die Gesundheit.

Nun haben Ärzte naturgemäß nie viel Zeit – nur wenn das Gespräch minutengenau abrechnungsfähig ist, dann schon. Bleiben wir aber beim Fall, dass eben wenig Zeit vorhanden ist. Ich habe also gefühlt 100 Fragen, im entscheidenden Moment fallen mir aber nur zweieinhalb ein, die bringe ich noch irgendwie unter und schon bin ich draußen. Dort fallen mir dann die Fragen ein, die die eben noch gestellten in ihrer Relevanz weit übertreffen, zumindest glaube ich das. Und die Antworten vom Doc auf die gestellten Fragen habe ich schon wieder halb vergessen. Was ein Dilemma …

Vor kurzem hatte ich eine OP am Meniskus, da darf ich also von etwas Größerem reden (hier übrigens ein Beitrag dazu). Nach jedem der vielen Besuche in der Praxis hatte ich im Verlauf des gleichen Tages drei neue Fragen, die sich schlicht aus meinem Alltag ergaben: Darf ich so oder so auftreten? Ist das eher gut oder schlecht? Bilde ich mir dies oder das nur ein? Habe ich das richtig verstanden? Was war noch mal das Wichtigste, das ich beachten soll? Die Wunde ist knallrot, ist das egal? Die Schwellung bleibt wie sie ist – normal? Welche Schmerzen sind eigentlich ok, welche sollte ich "melden"?  

Ganz klar, die meisten Fragen klären sich irgendwann, waren im Nachhinein unnötig oder sogar Quatsch. Aber – und das ist entscheidend: Nicht immer ist das so. Manchmal ist auch ein wichtiges Anliegen dabei. Aber welches? Außerdem steckt man im akuten Fall gerne mal im Wahrnehmungs-Tunnel fest, in dem eine simple, beruhigende Aussage sofort entspannen würde.

Egal. Was will ich hier eigentlich sagen? FAQ’s!
Wieso eigentlich sind FAQ’s für Patienten nicht der absolute Standard? Jede Popel-Dienstleistung besitzt FAQ’s und die werden auch von vielen intensiv genutzt. Das spart jedem Beteiligten Zeit und siebt im Großen und Ganzen die Zeitfresser unter den "Kunden" aus.

Ärzte müssten lediglich die Fragen ihrer Patienten sammeln, die mit der Zeit auflaufen, das würde in kürzester Zeit für ein solides FAQ reichen. Oder die Patienten werden aktiv aufgefordert, ihre zwei, drei drängendsten Fragen aufzuschreiben, die nach dem Besuch in der Praxis entstanden sind – egal wie unwichtig sie anschließend erscheinen mögen.

Schon durch die Art der Fragen und – noch wichtiger – die Weise der Antworten ließe sich das Vertrauensverhältnis zwischen den Parteien stärken. Weil sich die Patienten ernst genommen fühlen, weil auch Humor in den Antworten stecken darf und auf diese Weise eine reife, sachkundige Kommunikation auf Augenhöhe geschaffen wird. Seit Jahrzehnten spricht die "Medizin-Szene" davon, dass ein ausgewogenes und vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient der Gesundung dient. Also …?!

P.S.:
Wäre das nicht eine lohnende Dienstleistung für einen Texter – also für mich – die ich Praxen anbieten könnte? Als professioneller Hypochonder sehe ich mich auf jeden Fall dazu prädestiniert und berufen, so dass ein durchschnittlicher Patient bald sagen könnte: Keine weiteren Fragen!