Knacks! Knie! Kaputt!

Knack. Der Aufschlag, doch, ja, ein ziemlich guter, war drin. Mit schönem Kick auf die Rückhand. Der Return meines Gegners ist aber genauso gut.  

Doch zurück zum "Knack". Linkes Knie. Kein großer Schmerz, eher eine große Irritation. Aber auch Klarheit: Der Knack ist gekommen. Und wird bleiben. Vermutlich für länger. Scheisse! Ich schlag noch mal zurück. Beweg mich aber schon nicht mehr.

Was dann folgt, tut genauso weh wie der Knack selbst:
Am gleichen Abend: Dicke Schwellung am Knie.
Am Folgetag: Normales Gehen fast kein Problem. Aber in die Hocke gehen: Unmöglich.
Tag drei: Vorläufige Diagnose beim Orthopäden: Innenmeniskus. Sieht nicht gut aus.
Tag sechs: MRT mit endgültiger Diagnose: Innenmeniskus-RISS. Im Medizinersprech: Komplexe Innenmeniskusläsion. Und zwar eine tiefe. Wenn ich weiter so Tennis spielen will, muss das Knie operiert werden. Ich sagte es bereits: Scheisse!   
Die nächsten Tage bis zur Operation: Leichte, nein, schwere Akzeptanzprobleme: "Das kann nicht sein. Wieso ich. Wieso jetzt? Was hab ich falsch gemacht? Soll ich wirklich zur OP? Halbwegs Gehen kann ich doch schon wieder!?"

Na gut … dann muss das wohl sein. OP-Termin ist schon einen Tag später, weil ein Patient abgesprungen ist. Tja, "springen" würde ich ja auch gerne wieder.
Es geht also schnell: Anruf im Krankenhaus wegen Narkose-Gespräch. Kauf von Krücken, Kühlbandagen und eine Orthese für die ersten Wochen nach der Operation. Außerdem verschiedene Schmerzmittel, Duschpflaster und Thrombosespritzen. Das fahr ich alles noch selbst mit dem Rad nach Hause, verrückt.

Der nächste Tag, 12 Uhr mittags. Die Frisur sitzt. Die Sonne brennt. Rechtzeitig zu meiner drei-wöchigen Krücken-Phase nistet sich eine Hitzewelle über dem Rheinland ein. Na, da freu ich mich aber! Drei Stunden später kann ich wieder nach Hause. Mein linkes Bein verschwunden unter einem Berg von Verbänden. Nur die Zehen gucken unten noch raus, eklig orange von diesem Jodmittel.

Noch am selben Abend stopf ich mir bis zur Grenze des Empfohlenen die Schmerzmittel in den Körper. Meine Aussage vom Vortag, dass ich das Zeug nur in geringen Maßen nehmen will: Äh, sagen wir so: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern! MEHR DAVON!

So. An den nächsten Tagen beweist der Hypochonder in mir, dass das natürlich genau SEINE Zeit ist. Innerhalb kürzester Zeit und ohne Verschnaufpause habe ich eigentlich fast alles: Eine gestörte Blutgerinnung, ein unentdecktes Nervenleiden in der Wade, eine unerkannte Krankheit, die Abschwellungen verhindert, pathologische Schlaflosigkeit, bestimmt auch Herzrhythmusstörungen, ein Nierenleiden und Thrombose sowieso. Zu meiner Überraschung stellt sich am Ende raus: Das Meiste stimmt gar nicht. Dabei war ich mir so sicher …  

Aktueller Stand 25 Tage nach der OP: Ich kann erste Schritte ohne Krücken machen. Noch habe ich aber gefühlt einen Ring aus Gummi und Matsch zwischen Knie und Oberschenkel – so wackelig, schwach und unsicher fühlt sich das an. Optisch erinnert mein sowieso schon immer sehnig-dünnes Bein nun an einen Zahnstocher mit dicker Kniekugel als baumelndes Etwas … aber das lässt sich ja (angeblich) wieder beheben.

Der Bereich um den Bauchnabel ist zudem übersäht von kleinen blauen Flecken, weil ich jeden verdammten Tag die Thrombose-Spritze – sagen wir – suboptimal ansetze. Aber das ist ja nun auch vorbei.

Was will ich nun hiermit sagen:
Ich wollte diese Geschichte nur mal loswerden. Vielleicht stolpere ich in einigen Jahren über diesen Text und kann mich (hoffentlich) freuen, wie gut ich mich bewegen kann, weil die Knie-Operation ja schon soooo lange her ist. Vielleicht muss ich sogar die arthroskopischen "Löcher" erst einmal suchen. Im besten Falle mache ich mir achtsam bewusst, wie gut es mir insgesamt geht. Macht man (ich, andere, alle) ja viel zu selten. Stattdessen wird der eigene Körper nur beachtet, wenn was kaputt ist. Ziemlich blöd eigentlich …