Schnipseltexte: "Warren Buffet"

Wie immer vorab:
Wenn ich etwas gerne mache, dann: Zeitung lesen!
Da es, meiner Meinung nach, ausschließlich Qualitätsmedien sind, bleibt es nicht aus, dass ich immer wieder auf kurze Text-Ausschnitte treffe, die ich aus verschiedensten Gründen interessant, denkens-wert, ungewöhnlich oder auch irritierend finde.

Mal sind es nur kleine Anekdoten, mal stoße ich auf einen spannenden philosophischen Aspekt. Manchmal finde ich die Zeilen einfach nur skurril oder aber sie bieten mir in dem Moment eine wertvolle Einsicht.

Auf jeden Fall war und bin ich sehr pragmatisch und fotografiere die Stelle ganz simpel mit meinem Handy ab. Ohne weitere Bearbeitung, speichern, fertig. Und lese dann weiter. Seit vielen Jahren schon.

Im Laufe der Zeit sind sicherlich einige Hundert Schnappschüsse dieser kurzen Artikel-Schnipsel entstanden, die ich regelmäßig aber unsortiert in diesem Blog "bespreche". Selbst für mich bleibt es immer wieder spannend, ob und wie ich den fotografierten Ausschnitt noch genauso interpretiere wie zum Zeitpunkt des "Erstkontaktes". Nur eines bleibt gleich: Dass ich die Zeilen für zu wertvoll halte, um sie schlichtweg zu vergessen. 

So oder so ein perfekter Fundus, um diesen Blog für meine Leser, (hoffentlich) abwechslungsreich und auch ein bisschen überraschend zu gestalten. 

Um diesen Schnipsel geht es dieses Mal:
Süddeutsche Zeitung, 04.02.2019

Offensichtlich bespricht der Artikel das exzentrische Verhalten von (sehr reichen) Männern, die in der Öffentlichkeit stehen. Dass Warren Buffet "lange Zeit polyamor unterwegs war" hatte ich vorher auch noch nie gehört, wirklich lachen musste ich aber bei der Aussage, dass er zum Frühstück Eis und Cola isst, weil unter sechsjährige die niedrigsten Sterberaten haben. Er sich also entschieden hat, sich wie einer zu ernähren.

Schöner Humor dieses Mannes. Zwar offensichtlich reiner Nonsens, auf der anderen Seite blinzelt trotzdem eine charmante Philosophie durch, die auch andere, hauptberufliche Philosophen und auch Psychologen gerne propagieren. Dass nämlich "erwachsene Kinder" sich von Zeit zu Zeit wieder an ihre Lebenseinstellung als "kindliche Kinder" erinnern sollten.

Also unvoreingenommen die Welt zu betrachten. Bewusst keine gedanklichen Abkürzungen mehr zu nehmen, wenn das Hirn mal wieder meint, die Wirklichkeit sehr schnell, manchmal zu schnell, so zu interpretieren, dass es zum aktuellen Weltbild und dem eigenen Erfahrungsschatz passt. Einfach weil es für den Kopf ökonomischer ist und in der Regel ja auch nicht unbedingt verkehrt, wenn ein vielfältiger und hektischer Alltag bewältigt werden will.

Wenn wir aber ein kleines Kind in der Natur beobachten, wie es mit "wirklich" offenen Augen Lebewesen, Pflanzen oder Dinge entdeckt, wie sie vielleicht "wirklich" sind und völlig fasziniert ganz andere Aspekte "sieht" als wir es tun – selbst wenn wir konzentriert sind – dann könnte ich schon neidisch darauf werden. Scheinbar sieht das Kind ja schönere Sachen als ich – trotz des gleichen Motivs. Aber wer hat Recht? Wer hat das korrektere Weltbild?

In einem spannenden Buch habe ich neulich gelesen, dass Menschen unter der Wirkung psychoaktiver Wirkstoffe wie LSD oder bestimmter Pilze (oft, nicht immer!) die Welt um sie herum ähnlich wahrnehmen wie Kinder. Überwältigend, teils überfordert, keinem alten Gedanken-Muster mehr unterlegen, im Gegenteil scheinbar frei neue Muster entdeckend und fasziniert davon, das Äußere völlig anders wahrzunehmen. Viele berichten sogar davon, sich plötzlich wahrhaft verbunden und "eins" mit Allem zu fühlen, z.B. mit der Natur oder gar anderen Menschen.

Der Autor spricht davon, dass es für jedes Hirn unendlich viele Möglichkeiten gibt, wahrzunehmen. Dass es am Ende also viele konstruierte Wirklichkeiten gibt, keine davon ist allerdings mehr wahr als die andere, sondern alle stehen gleichberechtig nebeneinander. Das kann beispielsweise (also wirklich nur als Beispiel) so aussehen, dass man Farben riechen, Gerüche fühlen und Töne sehen kann. Alles sei eine Frage der Perspektive und der Bereitschaft, die eigenen Sinne unvoreingenommen arbeiten zu lassen, so als hätte man noch nie (also wirklich noch nie!) zuvor eine gelbe Blume gesehen. Wie das wohl wäre?

Ich glaube, mit der Lebenserfahrung seiner 88 Jahre wollte der alte Milliardär nicht nur von der Ernährung eines sechsjährigen Kindes sprechen, sondern eben auch davon, dass der Mensch nie zu alt sein sollte, zumindest ab und zu auch wieder wie ein Kind zu leben. Also seine Augen bzw. Sinne auf unsere – schöne – Welt noch mal auf Null zu stellen. Quasi auf "reset".

Vielleicht ist es ja kinderleicht? Auch ohne LSD & Co. …